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    Die Ausgangssituation

    Über den Radverkehr als einen Beitrag zur Verkehrswende lagen in München bisher keine systematischen Informationen vor.

    Das Fahrrad als Verkehrsmittel spielt nicht nur in der öffentlichen Diskussion, sondern auch bei der Mobilitätsplanung eine zunehmende Rolle. Nicht zuletzt unter dem Stichwort Verkehrswende erhält das Rad in den letzten Jahren einen höheren Stellenwert in der Verkehrsplanung. Obwohl bezüglich des Radverkehrs in München bereits eine vielfältige Datengrundlage vorliegt, war diese bisher oft kleinräumig und nicht systematisch. Für eine umfassende, auf die Chancen des Radverkehrs ausgerichtete, übergeordnete Planung reichten diese Informationen oftmals nicht aus.

    Das Rad erhält in der Verkehrsplanung einen höheren Stellenwert.

    Der konkrete Auftrag

    Aufbau einer umfassenden Datenbasis für den Radverkehr in München

    Innerhalb des durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMDV) geförderten Projekts „Verbesserung der Verkehrsdatensituation in München für die Planung und Bewertung verkehrsplanerischer und -steuernder Maßnahmen“ wurde Intraplan von der Landeshauptstadt München mit dem Anwendungsfall Radverkehrsplanung beauftragt. Es sollen Daten erhoben und für eine stadtweite und integrierte Verkehrsplanung mit Fokus auf dem Radverkehr herangezogen werden. Hierzu ist es einerseits erforderlich, den Radverkehr im Status quo systematisch zu erheben und aufzubereiten und andererseits ein Radverkehrsmodell zu erstellen, mit dem das Verhalten der Radfahrer abgebildet werden kann.

    Unsere Lösung

    Erfassung des aktuellen Radverkehrsaufkommens, Erstellung einer Radverkehrsmatrix für München und Umlegung des Radverkehrs auf das Verkehrsnetz.

    Für die Erstellung einer Rad-Datenbasis für ganz München wurden die zahlreichen vorliegenden Erhebungsdaten aus den vergangenen Jahren zusammengetragen, bewertet und durch gezielte neue Rad-Erhebungen ergänzt. Im Rahmen des erarbeiteten Konzepts wurden über 50 manuelle Kurzzeitzählungen, 13 Langzeiterhebungen (à 2–4 Wochen) sowie Befragungen von Radfahrenden an sechs Standorten durchgeführt. Mit speziell entwickelten Hochrechnungsverfahren für Rad-Kurzzeitzählungen wurden konsistente Werte für den Durchschnittstag und den Normalwerktag abgeleitet. Somit ergibt sich erstmalig eine umfassende Verkehrsmengenkarte für den Radverkehr in München. Weiterhin wurde eine Radverkehrsmatrix für München entwickelt, auf das Verkehrsnetz umgelegt und anhand der Verkehrsmengenkarte geeicht. Mit dem so erstellten Verkehrsmodell wurden zwei Planfälle zu Verbesserungen der Rad-Infrastruktur untersucht.

    Die bisher vorliegenden Zählungen des Radverkehrs in München sind teilweise bereits mehrere Jahre alt, wurden überwiegend mit dem Fokus auf dem motorisierten Verkehr durchgeführt und das Wetter spielte bei der Wahl der Zähltage keine Rolle. Auch die Zählstunden an den Erhebungstagen spiegelten dadurch nicht immer die Erfordernisse des Radverkehrs wider. Im Rahmen von Los 1 dieses Projekts wurde eine groß angelegte Erhebung des Radverkehrs entworfen, durchgeführt, ausgewertet und hochgerechnet.

    • An mehr als 50 Knoten oder Querschnitten im Stadtgebiet wurde eine gezielte Erhebung des Radverkehrs durchgeführt. Die Erhebungstage wurden nach Saison und verkehrlichen Rahmenbedingungen ausgewählt und kurzfristig bei unpassender Witterung auch verschoben.
    • An weiteren 13 Querschnitten wurden automatisierte Langzeitzählungen über jeweils 2–4 Wochen durchgeführt, um die Daten aus den vorhandenen Dauerzählstellen zu ergänzen.
    • An sechs Standorten wurde jeweils einen Tag lang eine Befragung der Radfahrer mit einem eigens entwickelten Fragebogen durchgeführt. Die Fragen bezogen sich u. a. auf die gefahrene Route und die Regelmäßigkeit der Radnutzung.

    Die vorhandenen und neu erhobenen Zähldaten wurden mittels eines eigens entwickelten Hochrechnungsverfahrens auf den Durchschnittstag und den Normalwerktag hochgerechnet, so dass sowohl vergleichbare Zeitreihen als auch ein einheitliches Bild des aktuellen Verkehrsgeschehens vorlagen (Verkehrsmengenkarte). Dieses wurde dann zum Aufbau eines Verkehrsmodells für den Radverkehr genutzt.

    • Eine Quelle-Ziel-Matrix der Fahrten im Radverkehr wurde aus einer mobilfunkdatengestützten Auswertung abgeleitet, wodurch die verkehrlichen Strukturen im Münchner Radverkehr gut abgebildet werden konnten.
    • Aus dem vorliegenden Straßennetz für München wurde in einem aufwendigen Prozess ein Radverkehrsnetz abgeleitet, welches den spezifischen Gegebenheiten und Anforderungen Rechnung trägt.
    • Es wurde ein Routenwahlmodell entwickelt, das die Präferenzen der Radfahrer bewertet und so ein realistisches Bild der gewählten Routenalternativen liefert.
    • Unter Nutzung der Basisdaten und mit Hilfe des Modells wurden zwei Planfälle bearbeitet, um die Effekte einer Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur auf zentralen Achsen aufzuzeigen.

    Nutzen der Resultate

    Erstmals detaillierte Informationen über die Verkehrsmengen und -strukturen im Radverkehr sowie ein entsprechendes Verkehrsmodell.

    Die erstellte Datenbasis liefert erstmals detaillierte Kenntnisse über die Verkehrsstrukturen und -mengen der Fahrradfahrer in München. Darüber hinaus liegen nun auch Informationen zu den Verkehrsverflechtungen (Quelle-Ziel-Beziehungen) und die wesentlichen Entscheidungsparameter bei der Routenwahl vor. Damit können Planungsvarianten zum Radverkehr in München untersucht werden.

    Projektdaten und Ansprechpartner

    Titel
    Verbesserung der Verkehrsdatensituation in München für die Planung und Bewertung verkehrsplanerischer und -steuernder Maßnahmen (VVD-M) – Anwendungsfall Radverkehrsplanung

    Auftraggeber
    Landeshauptstadt München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung

    Partner
    Schuh & Co., Germering (Feldarbeit Datenerhebung)

    Bearbeitungszeitraum
    2019–2020