Die Ausgangssituation
Die Einführung einer City-Maut wird im Allgemeinen und ganz konkret in diversen Städten diskutiert.
Dabei kann die Motivation für eine derartige Abgabe sehr unterschiedlich sein: Reduzierung von Verkehrsüberlastungen, Generierung von Einnahmen oder Verringerung der Umweltbelastungen. Wie in vielen anderen europäischen Großstädten ist auch in München die Überlastung der Straßennetze und die unzureichende Anzahl von Parkplätzen ein zunehmendes Problem.
Die Straßen- und Parkplatzkapazitäten sind in vielen Städten überlastet.
Der konkrete Auftrag
Untersuchung der verkehrlichen Wirkung verschiedener Bepreisungsmaßnahmen für den Straßenverkehr in München
Bei unserer Studie, die in Zusammenarbeit mit dem ifo-Institut für die IHK München und Oberbayern erstellt wurde, war ein Aspekt maßgeblich: die Verkehrsüberlastungen in der Stadt München zu reduzieren. Geprüft wurden sowohl die verkehrlichen Effekte einer Bepreisung des fließenden Verkehrs („City-Maut“) als auch des ruhenden Verkehrs (Erhöhung der Parkgebühren). Dabei sollten nicht nur die Auswirkungen auf den Straßenverkehr – Personen- wie Wirtschaftsverkehr – sondern auch die Wechselwirkungen mit dem öffentlichen Verkehr untersucht werden.
Unsere Lösung
Erstellung eines Verkehrsmodells für den Gesamtverkehr zur Analyse der Ausgangssituation sowie zur Wirkungsanalyse von Maßnahmen
Die Erstellung von Verkehrsmodellen, um bestehende Verkehrsstrukturen analysieren und die Effekte von Eingriffen beurteilen zu können, gehört zu den Kernkompetenzen von Intraplan. Es wurde ein multimodales Verkehrsmodell erstellt, in dem die Verkehrsnachfrage auf der Basis einer gemeinsam mit Telefónica Next (heutiger Nachfolger: Teralytics) entwickelten Quelle-Ziel-Matrix auf Mobilfunkdatenbasis modelliert wurde. Neben der Referenzsituation (Ist-Zustand 2019) wurden drei Varianten untersucht, in denen verschiedene Alternativen zur Bepreisung des Straßenverkehrs unterstellt wurden.
Im Ergebnis zeigt das Instrument der Erhöhung der Parkgebühren für den ruhenden Verkehr innerhalb der Parklizenzgebiete nur einen sehr geringen verkehrslenkenden Effekt, da die Anhebung der Tagespauschale von 6 € auf 10 € nur einen sehr geringen Teil der Fahrten betrifft.
Die Kombination mit der Bepreisung des fließenden Verkehrs für alle motorisierten Fahrtbewegungen innerhalb des Mittleren Rings mit einer Tagespauschale von 6 € erzielt einen deutlichen verkehrlichen Effekt. Mit einer Reduktion der Personenkilometer um rund 23 % innerhalb des Mittleren Rings und rund 7 % der Fahrzeugstunden für den Wirtschaftsverkehr entsteht eine spürbare Entlastung. In der Spitzenstunde ist der Anteil höher. Auch im restlichen Stadtgebiet ist ein Effekt vorhanden, aber deutlich geringer.
Eine Erhöhung der Tagespauschale auf 10 € erhöht den Effekt noch einmal. Die verkehrslenkende Wirkung entsteht überwiegend aus einem Umstieg auf andere Verkehrsmittel, vor allem öffentliche Verkehrsmittel, und auch durch den Wegfall von Fahrten.
Nutzen der Resultate
Die ermittelten Maßnahmewirkungen erlauben die Beurteilung der Effekte verschiedener Bepreisungsinstrumente auf das Verkehrsgeschehen.
Die berechneten Wirkungen der in den drei Szenarien unterstellten Bepreisungsinstrumente geben einen guten ersten Einblick in die Wirksamkeit und Auswirkungen. Hieraus lassen sich wichtige Erkenntnisse gewinnen, die mittels weiterer Szenarien noch ausdifferenziert werden könnten oder für die eine Übertragung auf andere Städte möglich wäre.
Projektdaten und Ansprechpartner
Titel
Verkehrslenkung mittels Bepreisung des Straßenverkehrs in München
Auftraggeber
IHK für München und Oberland, im Unterauftrag des ifo-Instituts
Partner
Ifo-Institut
Teralytics (Telefónica Next) für Datenlieferung Mobilfunk-Analysen
Bearbeitungszeitraum
März–Juli 2020