Die Ausgangssituation
Ein umfangreicher Ausbau der ÖPNV-Angebote leistet einen positiven Beitrag zum Klimaschutz, ist ein Ausgleich für notwendige restriktive Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele und trägt dadurch zum Gelingen einer umfassenden Verkehrswende in Deutschland bei.
Die Verkehrsunternehmen in Deutschland sehen es als ihre Aufgabe an, das ÖPNV-Angebot erheblich auszuweiten und neue, innovative Angebotsformen im Markt zu etablieren. Dadurch wird ein positiver Beitrag zum Klimaschutz ermöglicht. Gleichzeitig ist die Finanzierung dieser Angebotsausweitung in den nächsten Jahren noch nicht gesichert. Die Branche sieht sich deutlichen Kostensteigerungen durch die Ausweitung ihrer Leistungen und die Umstellung auf klimafreundliche Antriebsarten gegenüber. Damit die Verkehrswende gelingt und der Umstieg auf den ÖPNV attraktiv bleibt, kann das Tarifniveau jedoch nicht im gleichen Maße angehoben werden. Roland Berger und Intraplan zeigen deshalb in einem Gutachten im Auftrag des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) auf, welches ÖPNV-Angebot zur Erreichung der Klimaziele bis 2030 mindestens notwendig ist und wie dessen Finanzierung gesichert werden kann.
Zum Gelingen der Verkehrswende ist ein umfangreicher Ausbau der ÖPNV-Angebote und deren Finanzierung notwendig.
Der konkrete Auftrag
Bereitstellung der verkehrlichen Mengengerüste und Klimawirkungen
Der Auftrag Intraplans bestand in der Bereitstellung der verkehrlichen Mengengerüste und Klimawirkungen. Dazu wurden die bestehenden Betriebsleistungen und Verkehrsleistungen ermittelt. Im Anschluss wurde bestimmt, welches Klimaziel der Personenverkehr in Deutschland bis 2030 erreichen muss. Dabei wurden sowohl die sektorspezifischen Emissionshöchstgrenzen aus dem Bundes-Klimaschutzgesetz als auch die auf EU-Ebene angekündigten Verschärfungen des EU-weiten Klimaziels bis 2030 berücksichtigt. Als Hauptbestandteil der Studie wurde ein umfassendes Szenario gebildet, welches den gesamten Personenverkehr in Deutschland 2030 umfasst. Anhand dieses Szenarios wurden die ÖPNV-Betriebsleistungssteigerungen bis 2030 sowie deren Wirkungen auf Verkehrsleistungen und Klimaziele analysiert.
Unsere Lösung
Betrachtung eines gesamthaften Szenarios 2030
Der Studie liegt ein ambitioniertes Szenario zu Grunde. Dieses bewegt sich jedoch im Rahmen dessen, was bis zum Jahr 2030 an Angebotsausweitung auf bestehender und neu zu bauender Infrastruktur möglich ist. Grundsätzlich wurden die Prognoseprämissen des Bundes in Form der Verkehrsverflechtungsprognose 2030 zu Grunde gelegt. Darauf aufbauend sind Erkenntnisse aus der Studie Deutschland Mobil 2030, dem 3. Gutachterentwurf zum Deutschlandtakt und Befragungen der VDV-Mitgliedsunternehmen eingeflossen. Das Szenario deckt alle Angebotsformen im ÖPNV ab, vom SPNV über U-Bahnen, Stadtbahnen und Straßenbahnen bis hin zu Bussen und Linienbedarfsverkehren. In der Region schafft ein massiv ausgebauter und in den ÖPNV eingebetteter Linienbedarfsverkehr ein attraktives Angebot. In der Stadt fungiert der Linienbedarfsverkehr als punktuelle Ergänzung bestehender Angebote.
Diese umfangreiche Ausweitung des ÖPNV-Angebots ermöglicht einen deutlichen Modal-Shift vom MIV zum ÖPNV. Dieser wird nicht nur von den „Pull-Effekten“ der verbesserten Angebote sondern auch von unterschiedlichen Push-Faktoren getragen. Darin sind sowohl steigende Preise, z.B. durch die CO2-Steuer, als auch eine gesamthafte De-Attraktivierung des MIV, z.B. durch Flächenumwidmungen, Geschwindigkeitsreduktionen, etc. erfasst.
Durch die Angebotsausweitung im Öffentlichen Verkehr, die Umstellung auf alternative Antriebe im ÖPNV, mehr elektrisch angetriebene Pkw und begleitende Maßnahmen zur Einschränkung des MIV kann das Klimaziel einer Senkung der Treibhausgasemissionen im Personenverkehr um mehr als 50 % bis zum Jahr 2030 erreicht werden.
Auf der Grundlage dieses Mengenszenarios wurde von Roland Berger der künftige Finanzierungsbedarf des ÖPNV bis 2030 ermittelt und Vorschläge unterbreitet, wie die bis 2030 entstehende Finanzierungslücke von zusätzlich 11 Mrd. €/Jahr geschlossen werden kann. Schließlich wurde anhand konkreter Best-Practice-Beispiele aufgezeigt, wie ernsthaft die ÖPNV-Branche in Deutschland das Thema „Verkehrswende“ angeht.
Nutzen der Resultate
Die Ergebnisse dienen als Planungsgrundlage für die ÖPNV-Finanzierung der nächsten Jahre
Die Ergebnisse wurden in einem Beschluss der Verkehrsministerkonferenz im Juni 2021 aufgegriffen. Damit dienen sie als Faktenbasis und Planungsgrundlage für Reformen der ÖPNV-Finanzierung in der nächsten Legislaturperiode.
Projektdaten und Ansprechpartner
Titel
Verkehrswende gestalten – Gutachten über die Finanzierung von Leistungskosten im ÖPNV
Auftraggeber
Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)
Partner
Roland Berger, Florenus
Bearbeitungszeitraum
Januar 2021–Mai 2021