Die Ausgangssituation
Die Regionaltangente West ist eines der Leuchtturmprojekte im ÖPNV des Rhein-Main-Gebiets.
Die Region Rhein-Main verfolgt das Ziel, die Tangenten um den Metropolkern Frankfurt zu stärken, um den hochfrequentierten Eisenbahnknoten Frankfurt zu entlasten. Ein Kernbestandteil dieser Strategie ist die Regionaltangente West (RTW). Sie soll den Frankfurter Flughafen als Aufkommensschwerpunkt durch Tangentialverbindungen nach Norden und Südosten direkt mit einem hochwertigen Schienensystem anbinden. Dieses seit Jahrzehnten diskutierte Vorhaben befindet sich inzwischen auf der Zielgeraden. Das ca. 900 Mio. € (Stand 2020) teure Infrastrukturvorhaben soll gemeinsam aus Bundes-, Landes- und kommunalen Mitteln finanziert werden.
Ohne Infrastrukturausbau ist eine Erhöhung des Modal-Split-Anteils des ÖPNV nicht erreichbar.
Der konkrete Auftrag
Nachweis der Förderwürdigkeit als Grundlage für eine Bundesförderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz.
Nach dem novellierten Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) können Neu- und Ausbauvorhaben mit bis zu 75% aus dem GVFG-Bundesprogramm gefördert werden. Voraussetzung hierfür ist der Nachweis der Förderwürdigkeit nach dem Standardisierten Bewertungsverfahren. Hierzu war eine entsprechende Nutzen-Kosten-Untersuchung nach der Version 2016 des Bewertungsverfahrens zu erstellen. Dazu gehörte die Moderation des Abstimmungsprozesses zwischen Vorhabenträger, Zuwendungsgeber und mitfinanzierenden Kommunen über die Randbedingungen und Prämissen der Untersuchung. Außerdem galt es, die Nutzen-Kosten-Untersuchung durchzuführen und in den Formblättern des Bewertungsverfahrens und im Erläuterungsbericht zu dokumentieren sowie Fragen der Prüfstelle Hessen Mobil zu beantworten.
Unsere Lösung
Verkehrsmodellierung und Bewertung auf höchstem Niveau
Aufbauend auf einem bestehenden Verkehrsmodell wurde eine Analyse erstellt, in die die aktuellsten Nachfragedaten des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) aus der RMV-Erhebung 2015/2016 eingeflossen sind. Anschließend erfolgte eine Verkehrsprognose für das Jahr 2030. Diese berücksichtigt
- die Entwicklung der Strukturdaten im RMV-Gebiet,
- fest eingeplante Infrastrukturvorhaben (MIV und ÖPNV) im Rhein-Main-Gebiet, sowie
- aktuelle Prognosen zum landseitigen Verkehr am Flughafen Frankfurt (inkl. Entwicklungsgebiet Gateway Gardens)
Das Vorhaben stellte hohe Anforderungen sowohl an die Modellierung als auch die Bewertung.
Die Modellierung beinhaltete z. B. eine aktuelle Prognose des landseitigen Verkehrs am Flughafen und wurde von Intraplan in Zusammenarbeit mit FRAPORT erstellt. Die Entwicklungen in Gateway Gardens wurden in Zusammenarbeit mit dem Partner ZIV aktualisiert.
Eine Besonderheit in der Bewertung war die Berücksichtigung des Linienkonzepts mit Flügeln-Kopppeln einer RTW-Linie am künftigen Halt Dunant-Siedlung. Des Weiteren galt es die befahrenen Strecken der RTW als Zwei-System-Lösung zu differenzieren. So wurden Teilabschnitte nach den gesetzlichen Grundlagen der BOStrab, andere wiederum nach EBO geplant.
Nutzen der Resultate
Nutzen-Kosten-Indikator merklich über 1,0 weist Förderwürdigkeit nach
Für das Vorhaben wurde ein Nutzen-Kosten-Indikator von 1,16 ermittelt. Damit wurde der Nachweis der Förderwürdigkeit erbracht. Die Nutzen-Kosten-Untersuchung wurde von Hessen-Mobil geprüft und abgenommen. Aufgrund der Aussicht auf Bundesförderung wurden von der Gesellschafterversammlung der RTW-Planungsgesellschaft die Mittel für die nächsten Planungsschritte freigegeben und ein Grundsatzbeschluss über die Realisierung des Vorhabens gefasst. Aktuell wird von einer Inbetriebnahme Ende 2026 ausgegangen.
Projektdaten und Ansprechpartner
Titel
Standardisierte Bewertung für die Regionaltangente West (RTW)
Auftraggeber
RTW Planungsgesellschaft mbH
Partner
Zentrum für integrierte Verkehrssysteme GmbH (ZIV)
Bearbeitungszeitraum
Juli 2017 bis November 2019